Aufgrund der Corona-Krise fehlen in vielen deutschen Betrieben Saisonarbeiter und Erntehelfer. Aus diesem Grund hat das Innen- und Landwirtschaftsministerium die Einreise von 80.000 ausländischen Saisonkräften möglich gemacht. Als arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD-Delegation im Europpäischen Parlament habe ich mich nun mit Ismail Ertug, Vizepräsident der S&D-Fraktion im Europäischen Parlament in einem Brief an Bundesinnenminister Horst Seehofer und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner gewendet, um auf die besorgniserregende Situation von Saisonkräften hinzuweisen.
Hintergrund ist das am 02. April vorgelegte Konzeptpapier des BMI und des BMEL, das die begrenzte Einreise von Saisonarbeitskräften unter strengen Auflagen vorsieht.
Es ist schon länger bekannt, dass Saisonkräfte häufig schlechte Lohn- und Arbeitsbedingungen in den Betrieben vorfinden. Nach unseren Informationen werden in einigen Betrieben etwa Mindestlohnstandards nicht eingehalten, beispielsweise durch den Abzug der Reise- und Unterkunftskosten: „Beschäftigte haben dann kaum die Möglichkeit sich gegen solche Willkür zur Wehr zu setzten, da sie in einem fremden Land sind und die Rückreise zentral vom Arbeitgeber organisiert wird. Außerdem ist durch den fast flächendeckenden Lockdown die ohnehin schwere Suche nach Hilfe, beispielsweise durch Gewerkschaften, so gut wie unmöglich.“
Für Ismail Ertrug und mich ist klar: „Wenn man in dieser schwierigen Zeit Ausnahmen von den geltenden Einreisebeschränkungen für Saisonarbeitskräfte vornimmt, ist es umso wichtiger, das die geltenden Mindeststandards bei Entlohnung und beim Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Betrieben angewandt werden.“
Den Brief im vollen Wortlaut finden Sie hier: