Ich kämpfe für:

Ein Europa, in dem Wohnen kein Luxus ist.

Egal ob bei uns in Berlin oder unseren Freundinnen und Freunden in Paris oder Madrid – bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist für viele Menschen zur größten Sorge geworden. Die Wohnungskrise betrifft Millionen von Menschen in der Europäischen Union. Steigende Mieten und Immobilienpreise führen dazu, dass immer mehr Bürger*innen Schwierigkeiten haben, angemessenen und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Im neuen Sonderausschuss zur Wohnraumkrise in der Europäischen Union setze ich mich dafür ein, dass Wohnen nicht weiter zum Luxusgut wird, sondern ein Grundrecht für alle bleibt.

Die aktuelle Situation

In vielen europäischen Städten sind die Wohnkosten in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Zwischen 2010 und 2023 sind die durchschnittlichen Mieten in der EU um 22 % gestiegen, während die Immobilienpreise um 48 % zunahmen. Gleichzeitig lebt etwa jede zehnte Person in Städten in Haushalten, die über 40 % ihres Einkommens für Wohnkosten aufbringen müssen. Besonders betroffen sind einkommensschwache Familien, Alleinerziehende und junge Menschen, die oft keinen Zugang zu bezahlbarem Wohnraum haben.

Sonderausschuss zur Wohnraumkrise in der Europäischen Union

Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat das Europäische Parlament im Dezember 2024 die Einrichtung eines Sonderausschusses zur Wohnraumkrise beschlossen, in dem ich Mitglied bin. Dieser Ausschuss besteht aus 33 Mitgliedern, wird ein Jahr lang tätig sein und konkrete Lösungen für die Wohnraumkrise in der EU vorschlagen. ​

Die Aufgaben des Sonderausschusses im Überblick:

  • Lageanalyse: Erfassen, wie sich die Wohnraumsituation in den Mitgliedstaaten darstellt – mit Fokus auf besonders betroffene Gruppen (z.  junge Menschen, armutsgefährdete Haushalte).
  • Hindernisse erkennen: Untersuchen, wie Spekulation, Kurzzeitvermietung (Airbnb), Baukosten, Fachkräftemangel und EU-Vorgaben (z.  Beihilferecht) bezahlbaren Wohnraum verhindern.
  • EU-Regeln unter die Lupe nehmen: Prüfen, ob und wie EU-Recht (Beihilfen, Förderprogramme, Energiepolitik) angepasst werden muss, um sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu fördern.
  • Instrumente bewerten: Kritisch beleuchten, ob bestehende EU-Förderprogramme (z.  InvestEU, RRF, ESF+) wirksam genutzt werden – und wo Nachsteuerung oder Bündelung nötig ist.
  • Empfehlungen erarbeiten: Entwicklung eines konkreten Berichts mit politischen Handlungsempfehlungen.
  • Best-Practices sammeln: Ansätze aus Städten, Regionen und Mitgliedstaaten identifizieren, die zeigen, wie bezahlbares Wohnen funktionieren kann.

Der Sonderausschuss arbeitet nicht im Elfenbeinturm, sondern sucht aktiv den Austausch mit:

  • Zivilgesellschaft, Mieter*innenorganisationen und NGOs
  • Sozialen Trägern, Genossenschaften und Wohnungsunternehmen
  • Kommunen und Städtevertreter:innen (z.  über Eurocities, URBACT)
  • Forschenden und Expert*innen aus Stadtentwicklung, Wohnungswirtschaft und Sozialpolitik

Ziel ist es, realitätsnahe, praxisbezogene Empfehlungen zu entwickeln – mit klarer sozialer Wirkung vor Ort. Auch öffentliche Anhörungen, Fachgespräche und Studienaufträge sind Teil der Ausschussarbeit.

Homes for the People SD EP 2
Am 30. Januar wurde meine italienische Kollegin Irene Tinagli zur Vorsitzenden des Ausschusses gewählt.

FAQ zum Sonderausschuss

Warum beschäftigt sich die EU überhaupt mit Wohnen – ist das nicht Sache der Mitgliedstaaten?
Ja, die Wohnraumversorgung liegt formal in der Verantwortung der Mitgliedstaaten. Aber: Viele EU-Regelungen wirken sich direkt auf Wohnen aus – z.B. beim Beihilferecht, der Energiepolitik, den EU-Fördermitteln oder dem Binnenmarkt. Außerdem ist die Wohnraumkrise in vielen europäischen Städten ein strukturelles Problem – daher braucht es koordinierte europäische Antworten.
Was sind die Hauptursachen für die Wohnraumkrise in Europa?

Die Gründe sind vielschichtig und verstärken sich oft gegenseitig. Bestehen unter anderem aus

  • steigenden Baukosten und Zinsen
  • fehlendem sozialen Wohnungsbau
  • Spekulation mit Wohnraum und Investor*inneninteressen
  • Kurzzeitvermietung (z. B. durch AirBnB)

Auch sind die Ursachen und Probleme je nach Region unterschiedlich, beispielsweise in Urlaubsregionen, Großstädten oder Ballungsgebieten.

Was macht der Sonderausschuss im Europäischen Parlament?
Der Sonderausschuss wurde Ende 2024 eingesetzt und arbeitet ein Jahr lang daran, die Ursachen und Folgen der Wohnraumkrise in Europa zu analysieren. Er wird nach 12 Monaten einen Abschlussbericht mit Empfehlungen erarbeiten, wie die EU bei der Bekämpfung der Wohnraumkrise helfen kann – etwa durch Gesetzesänderungen oder Förderpolitik.
Was ist bezahlbarer Wohnraum überhaupt?
Bezahlbarer Wohnraum bedeutet, dass Menschen nicht überfordert sind von ihren Miet- oder Wohnkosten – und trotzdem sicher, angemessen und gut angebunden wohnen können. Die Wohnkosten sollten nicht mehr als 30–40 % des verfügbaren Haushaltseinkommens ausmachen.
Wie viele Menschen sind in Europa von Wohnungsnot betroffen?
Aktuell sind etwa 1,3 Millionen Menschen in der EU wohnungslos, und viele weitere leben in überbelegten oder energetisch bedenklichen Wohnungen. In manchen Städten geben Menschen über 40 % ihres Einkommens fürs Wohnen aus. Die Krise betrifft besonders junge Menschen, Alleinerziehende, ältere Menschen und Niedrigverdiener.
Was tut die EU konkret gegen Kurzzeitvermietung über Plattformen wie Airbnb?
Die EU hat eine neue Verordnung beschlossen, die ab Mai 2026 gilt. Sie verpflichtet Plattformen zur Weitergabe von Vermietungsdaten an Städte und Kommunen. So sollen Zweckentfremdung und illegale Ferienvermietung besser kontrollierbar sein. Zudem wird der Sonderausschuss prüfen, welche weiteren Schritte nötig sind, um die Kommunen zu entlasten.
Was ist das Problem mit der EU-Definition von sozialem Wohnbau?
Die aktuelle EU-Regelung erlaubt staatliche Förderungen nur für Wohnraum, der ausschließlich benachteiligten Gruppen zugutekommt. Jedoch wird dies von den Mitgliedsstaaten unterschiedlich definiert. Das schließt viele Haushalte mit mittlerem Einkommen aus. Viele fordern deshalb eine breitere und einheitliche Definition, um mehr Menschen fördern und mehr bezahlbaren Wohnungsbau zu ermöglichen und damit besseren Zugang zu Wohnraum zu schaffen.
Kann die EU auch neue Gesetze machen, um Wohnen bezahlbarer zu machen?
Nicht direkt, aber die EU kann in Bereichen wie Beihilferecht, Kurzzeitvermietung, Energieeffizienz, Vergaberecht und Förderpolitik Gesetze oder Rahmenbedingungen schaffen. Eine direkte „Wohnbaupflicht“ kann sie den Mitgliedstaaten nicht auferlegen – aber sie kann den Rahmen so setzen, dass öffentliches und soziales Bauen einfacher wird.

 

Was ist das Ziel der S&D Fraktion?

Als sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament kämpfen wir dafür, dass Wohnen als soziales Grundrecht ernst genommen wird – auch auf europäischer Ebene.

Unsere zentralen Ziele sind:

  • Mehr Investitionen in sozialen und gemeinwohlorientierten Wohnraum
    Die EU muss Programme und Fördermittel so gestalten, dass Kommunen, Genossenschaften und soziale Träger einfachen Zugang haben.
  • EU-Regeln sozial gestalten
    Das Beihilferecht ist zu eng gefasst. Wir setzen uns für eine weite und moderne Definition von sozialem und bezahlbaren Wohnbau ein.
  • Klimaschutz mit Mieterschutz verbinden
    Energetische Sanierungen müssen sozial flankiert werden – wir fordern klare Regeln, damit niemand durch Sanierungen aus seiner Wohnung verdrängt wird.
  • Städte und Bürger*innen stärken
    Die EU muss den Städten mehr Handlungsspielraum geben, z. B. bei der Regulierung von Kurzzeitvermietung (Airbnb), und den Dialog mit der Zivilgesellschaft aktiv führen.

    Unser Ziel: Ein Europa, in dem jede*r sicher, würdevoll und bezahlbar wohnen kann. Dafür nutzen wir jede Stellschraube auf europäischer Ebene – mit klarer Haltung und sozialer Handschrift.

    Homes for the People SD EP
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